Ein Junge mit dem Bums in den Beinen - Respekt, Philipp Raimund!


Spannendes Wochenende beim Weltcup in Lake Placid: Der Slowene Lovro Kos feiert seinen ersten Weltcupsieg im Einzel. Österreichs Stefan Kraft – am ersten Tag vom Winde verweht - schlägt mit einem Sieg zurück. Zudem gelingt dem 23 Jahre alten Allgäuer Philipp Raimund der Flug seines Lebens. Genug Stoff, um unseren AVIA-Skisprungexperte Gerd Siegmund zu befragen.

AVIA: Hallo Gerd, das war doch mal was Überraschendes in Übersee. Deutschland kann auch ohne Andi Wellinger, oder?

Gerd Siegmund: Ja unglaublich, großes Kompliment und Respekt für Philipp Raimund. Die Anlage scheint den Deutschen ohnehin zu liegen. Andi Wellinger hatte auf der Schanze im Vorwinter seinen ersten Weltcupsieg nach seinem Kreuzbandriss gefeiert. Diesmal jubelte Philipp Raimund über sein erstes Weltcuppodest. Nur knapp ist er am Schanzenrekord vorbeigeschrammt und wurde punktgleich mit Lovro Kos Zweiter. Chapeau!

AVIA: Hast Du etwas entdeckt, was der Oberstdorfer diesmal besser gemacht hat?

Gerd Siegmund: Der Junge hat auf jeden Fall mächtig Bums in den Beinen. Bei seinem 135-m-Satz stand er eine Etage höher in der Luft als die anderen. Vielleicht hat ihm die Nominierung für das Superteamevent auch den Kick gegeben. Offenbar kennt der Bundestrainer seine Athleten sehr gut. Zwar sind im Superteamwettbewerb nicht alle Topspringer dabei gewesen. Aber herausgerechnet musst du da in der Einzelplatzierung auch erst einmal Zweiter werden. Vielleicht hat er in dem Wettkampf richtig verinnerlicht, welches Potenzial in ihm steckt.

AVIA: Du hast den Superteamwettbewerb, den es diesen Winter noch einmal beim Skifliegen in Oberstdorf geben wird – angesprochen. Gefällt Dir das Format?

Gerd Siegmund: Letztlich sind auch wieder die ganz starken Nationen ganz vorn. Mag sein, dass Italien oder Japan oder wer auch immer etwas näher an die Medaillen heranrücken. Aber unterm Strich bleibt für mich auch der Fakt, dass einige Topathleten zuschauen müssen. Es wird sich aber nichts daran ändern, dass dieses Format weiterhin im Weltcup auftaucht. Denn die Verankerung im olympischen Programm für 2026 statt des normalen Teamwettbewerbs ist bereits beschlossene Sache.

AVIA: Parallel zum Weltcup fand in Planica die Junioren-WM statt. Was sagst Du zur deutschen Bilanz der Skispringer mit einmal Silber und dreimal Bronze inklusive der Damen?

Gerd Siegmund: Das hört sich gut an. Mich freut es auch, dass mit Adrian Tittel ein gebürtiger Sachse, der in Thüringen am Stützpunkt in Oberhof trainiert, mit Bronze eine Einzelmedaille geholt hat. Die letzte deutsche Medaille ist mit Luca Roth aus dem Jahr 2019 ja auch schon eine Weile her. Dass ein Sachse Edelmetall im Einzel geholt hat, liegt übrigens sogar schon 37 Jahre zurück. Mike Arnold heißt der junge Mann, dem dieses Kunststück 1987 in Gallio mit Silber hinter Ari-Pekka Nikkola gelungen war. Also Gruß an meinen ehemaligen Trainingsgefährten in Klingenthal: Alles ist endlich …

AVIA: Vielen Dank fürs Gespräch.

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