Mutmacher oder Muster ohne Wert?

Deutsche Festspiele in Siebenbürgen. Mit zwei Podestplätzen durch Andreas Wellinger und Karl Geiger sowie dem Sieg im Superteam-Wettbewerb endete der Weltcup im rumänischen Rasnov. War das genau die richtige Einstimmung für die Weltmeisterschaft in Planica oder ein Muster ohne Wert aufgrund der Abwesenheit eines Großteils der Weltelite? Wir haben unseren Skisprungexperten Gerd Siegmund befragt.


AVIA: Hallo Gerd, wie siehst Du die deutschen Erfolge bei der WM-Generalprobe?

Gerd Siegmund: Erfolge, egal wie, geben immer Selbstvertrauen. Für Andreas Wellinger wäre es auch eine Strafe gewesen, wenn er in dieser Topform dort nicht gestartet wäre. Natürlich waren die Windbedingungen schwierig. Aber er hat mit seinem zweiten Saisonsieg gezeigt, dass er die kleine Schanze nach wie vor kann, da ist er ja auch 2018 Olympiasieger geworden. Und Karl Geiger und Markus Eisenbichler waren nicht weit weg, das sollte Zuversicht geben.

AVIA: Also erwartest Du einiges von den deutschen Ski-Adlern in Planica?

Gerd Siegmund: Ja schon, die Ausgangslage ist jetzt besser als vor der Vierschanzentournee. Ich denke, dass Andi Wellinger im Einzel um die Medaillen mitspringen wird. Natürlich kommt es sehr auf die Sauberkeit an. Ein kleiner Wackler und die Medaille kann futsch sein. Erfahrungsgemäß geht es auf der kleinen Schanze sehr eng zu.

AVIA: Constantin Schmid hat sich letztlich im Rennen um den fünften Platz im Team von Bundestrainer Stefan Horngacher gegen Stephan Leyhe durchgesetzt. Für Dich nachvollziehbar?

Gerd Siegmund: Wenn ich ehrlich bin, hätte ich es anders gemacht. Klar ist die Entscheidung des Bundestrainers vertretbar. Aber ich hätte das nicht von einem Wettkampf abhängig gemacht. Insgesamt sehe ich Stephan etwas stabiler. Vielleicht haben auch die Trainingseindrücke von den Lehrgängen in Planica eine Rolle gespielt.

AVIA: Wie würdest Du die Schanzen in Planica charakterisieren?

Gerd Siegmund: Die Anlagen gehen ein bisschen anders als die meisten im Weltcup. Sie wurden gebaut, als die Anzüge noch anders geschnitten waren. Die Flugkurve ist leicht höher als normal bei diesen Schanzengrößen. Es kommt darauf an, nach dem Absprung schnell in die Vorlage zu kommen, ohne Geschwindigkeit einzubüßen. Übertreiben darf man das aber auch nicht. Die richtige Balance ist also sehr wichtig. Ich denke, die Slowenen haben ihren Sprungstil gut auf das Profil der Anlagen angepasst.

AVIA: Gibt es noch Neues von der Materialfront zu vermelden?

Gerd Siegmund: Da ist es nach außen so ruhig wie immer. Aber ich bin mir sicher, dass jetzt alles sortiert ist. Mein Eindruck in Rasnov war, dass die Deutschen beim Anzug den Schnitt noch etwas optimiert haben. Andi Wellinger hatte auch einen neuen Ski. Ich denke, bei der WM werden die Nationen neue Stoffe bzw. Farben bei den Anzügen auspacken. Es wird auf jeden Fall sehr spannend.

AVIA: Danke fürs Gespräch!

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News: Wintersport
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