Der Skiwechsel hat sich für Andi Wellinger bezahlt gemacht

Ursa Bogataj und Dawid Kubacki holten nicht nur die Tagessiege im Grand-Prix-Finale in Klingenthal. Die Slowenin und der Pole dominierten die Sommerserie und gewannen unangefochten die Gesamtwertung. Auch aus deutscher Sicht gab es positive Signale, wie AVIA-Experte Gerd Siegmund im Interview verrät.


AVIA: Hallo Gerd, trotz Sauwetters – Klingenthal hat wieder einmal bewiesen, dass es ein würdiger Gastgeber für die weltbesten Skispringer ist?

Gerd Siegmund: Ja, unglaublich. Eigentlich hätte man sich bei jedem Fan mit Handschlag bedanken müssen, dass er bei diesem Regen in die Arena gekommen ist. Schon der Mixedwettbewerb am Samstag hat Spaß gemacht, weil es vom Wind her auch noch ein bisschen besser war. Bis auf wenige Ausnahmen waren alle da, die im Skispringen Rang und Namen haben.

AVIA: Welche Erkenntnisse hat der Grand Prix für Dich gebracht?

Gerd Siegmund: Auch wenn Dawid Kubacki zum vierten Mal die Sommerserie gewonnen hat, finde ich schon, dass er seine Technik optimiert hat. Hoch war er schon immer, aber jetzt ist er hoch und schnell in der Vorlage mit einer Rundung im Körper. Da haben die neuen Trainer der Polen um Thomas Thurnbichler offenbar gut gearbeitet. Bei den Norwegern ist mir aufgefallen, dass sie ein bisschen den slowenischen Stil bevorzugen, gerade im letzten Drittel eher mit einem H als mit einem V fliegen. Bei Aufwind scheint das zu funktionieren.

AVIA: Was ist aus Deiner Sicht zu den deutschen Ski-Adlern zu sagen?

Gerd Siegmund: Markus Eisenbichler kann ich nicht einschätzen, weil er ja keinen Sommerstart hatte. Ich hoffe, dass seine Knieverletzung mal richtig ausheilt, und er wieder in Ruhe trainieren kann. Um Karl Geiger mache ich mir keine Sorgen, das ist nicht viel, was fehlt. Sehr schön ist zu sehen, wie stabil Andreas Wellinger springt. Der Skiwechsel hat sich für ihn bezahlt gemacht.

AVIA: Ist Philipp Reimund der neue Komet am deutschen Springerhimmel?

Gerd Siegmund: Der Junge macht auf jeden Fall Spaß. Dass er ein großes Talent ist, steht außer Frage. Klar wird er nicht gleich Weltcupsiege feiern, aber das ist ein Athlet, der in Zukunft vorn mitmischen kann.

AVIA: Und der Name Freitag bleibt auch in der Weltspitze vertreten, so hat es zumindest den Anschein. Wie bewertest Du den Auftritt von Selina Freitag?

Gerd Siegmund: Da gibt es nur ein Wort: Überragend! Der dritte Platz war auch kein Zufallsprodukt, das hat sie in der Qualifikation und am Samstag im Mixed gezeigt. Da ist im Sommer schon etwas passiert. Die Erfahrungen sind Gold wert. Immerhin saß sie zum ersten Mal nach dem ersten Durchgang als Dritte auf dem Balken. Und sie hat diese Situation gut gemeistert. Da bin ich optimistisch, dass sie der Katharina Althaus auch ein bisschen die Last nimmt.

AVIA: Gerade bei den Damen ist das Anzugthema noch allgegenwärtig, oder?

Gerd Siegmund: Bei den Herren ist mit Christian Kathol ein neuer Kontrolleur im Einsatz. Von den Nationen habe ich nur positive Rückmeldungen bekommen, wie er mit den Athleten und Trainern kommuniziert. Was die Damen angeht, da sieht man, dass man vor großen Namen keinen Halt macht. Sara Takanashi, Marita Kramer und Ema Klinec sind in Klingenthal disqualifiziert worden. Man sagt zwar, der Sommer ist zum Üben da. Aber man muss sein Material schon im Griff haben und sich auf die neuen Messungen einstellen.

AVIA: Dann freust Du Dich auf den Weltcupauftakt in Wisla mit einem Novum in der Geschichte des Skispringens?

Gerd Siegmund: Ja, wegen der Fußball-WM beginnt die Saison für die Damen und Herren schon am 5./6. November in Wisla, und es wird erstmals bei einem Winterweltcup auf Matten gelandet. Das können wir im nächsten Interview vertiefen. Vom ersten Weltcup bis zum Finale am 2. April in Planica werden wir 150 Tage Skispringen erleben. Das ist einmalig.

AVIA: Danke Gerd für deine Einschätzung!

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