AVIA: Hallo Martin, wo erwischen wir Dich gerade?
Martin Hamann: In Bad Endorf beim Athletiktraining.
AVIA: Erstmals beginnst Du eine Saison in der 1. Liga mit den besten Ski-Adlern der Welt. Wie fühlt sich das an?
Martin Hamann: Na spitze. Ich habe das aber auch nicht geschenkt bekommen. Der Sommer ist für mich mit meinen beiden Siegen im Conti-Cup (2. Liga/Anm. d. Red.) gut verlaufen. Dadurch hat Deutschland noch einen zusätzlichen siebenten Weltcupstartplatz bekommen. Beim Sommer-Grand-Prix konnte ich meine Trainingsleistungen noch nicht so im Wettkampf umsetzen. Das klappt nun hoffentlich zum Auftakt in Wisla.
AVIA: Wenn es wegen der Corona-Pandemie überhaupt einen Weltcup dort gibt.
Martin Hamann: Ich hoffe, dass alles gut über die Bühne geht. Wir müssen das Beste aus der Lage machen. Klar ist es keine schöne Vorstellung, ohne Fans zu springen. Aber für den Sport ist es immer noch besser, als wenn keine Wettkämpfe stattfinden würden. Wir Athleten haben auch alle fleißig dafür trainiert.
AVIA: Bei der Deutschen Meisterschaft in Oberstdorf standst Du auf dem Podest neben den Doppel-Weltmeistern Markus Eisenbichler und Karl Geiger. Ist Martin Hamann in der Weltspitze angekommen?
Martin Hamann: Das wäre riesig, wird aber erst der Winter zeigen. Die Konstanz ist eine Voraussetzung dafür. Stabil in die Top 15 wäre ein guter Anfang. Was ich aber sagen kann: Auf dem Niveau wie zu den nationalen Meisterschaften bin ich noch nie gesprungen. Es ist mit 23 auch an der Zeit, nicht mehr nur das ewige Talent zu sein.
AVIA: Was hast Du denn verändert im Vergleich zu den letzten Jahren, als Dir die Nerven ab und zu einen Streich gespielt haben?
Martin Hamann: Früher habe ich mich manchmal kleiner gemacht als ich bin, das meine ich vom ganzen Selbstverständnis her und von dem, was ich mir selber zugetraut habe. Klar gab es im Frühjahr ein paar kleine Änderungen. Meine Tricks und Kniffe möchte ich hier sicher nicht verraten. Ich denke aber, dass ich aus dem letzten Winter meine Lehren gezogen und meine Lebensweise noch mehr dem Leistungssport untergeordnet habe.
AVIA: In der sächsischen Rangfolge hast Du im Sommer Richard Freitag überflügelt. Spürst Du nun auch eine höhere Erwartungshaltung an Dich?
Martin Hamann: Vielleicht fühlt sich das bisschen komisch an. Ich kann aber auch nicht sagen: Richard, weil Du es bist, warte ich, bis Du aufgehört hast. Ich würde momentan auch nicht von einer Wachablösung sprechen. Richard hat schon ein paar Weltcupsiege geholt und Erfolge erreicht, von denen ich nur träumen kann.
AVIA: Und träumen ist ja erlaubt. Wir bedanken uns für das Gespräch und wüschen alles Gute!