Ein besonderes Rennen in zwei Akten und mit Vorgeschichte
Waren in den letzten Jahren immer über 200.000 Besucher rund um die legendäre Rennstrecke in der Eifel, so fanden sich dieses Jahr etwas über 8.000 eingefleischte Fans auf den Tribünen ein. Ihre Tickets konnten sie nur Online vorab mit persönlicher Registrierung bestellen. Auf den Tribünen herrschten strenge Hygiene- und Abstandsregeln, der Besuch im Fahrerlager und der Startaufstellung war nicht möglich. Da die Einhaltung dieser Schutzvorgaben rund um die Nordschleife nicht kontrollierbar war, ebenso eine Nachverfolgung von Kontakten, gab es keine Campingplätze an den üblichen Stellen wie Brünnchen, Wippermann oder im Schwalbenschwanz. Die gewohnte und von allen so geliebte Atmosphäre fehlte in den Eifelwäldern, die Fahrer stellten auch schnell bei den Nachtsitzungen fest, dass diese Lagerfeuer und Lichtinstallationen der Camper bisher immer als wichtige Orientierungspunkte zum bremsen oder einlenken dienten.
Nur wenige Tage vor dem Rennen musste der Fahrerkader der Porsche Werkspiloten zurückgezogen werden. Drei Mitglieder, die am Wochenende zuvor beim 24h Rennen in Le Mans beim Porsche-GT Team waren, wurden positiv auf COVID-19 getestet. Sicherheitshalber wurden nicht nur die Piloten, sondern sogar der ganze Einsatz von Manthey-Racing mit dem legendären „Grello“ Porsche 911 GT3R abgesagt. Eine deutlich reduzierte Anzahl von Medienvertretern bekam Zugang zu der Veranstaltung, dies erschwerte eine Berichterstattung sowie das Bespielen der Sozialen Medien. Der ADAC Nordrhein, der zusammen mit Sporttotal das 24h-Rennen veranstaltet sorgte dafür, dass ein Millionenpublikum zuhause live über den TV-Sender NITRO sowie über zahlreiche Streamangebote mit Onboardbildern und Informationen versorgt wurde.
Am Rennende stand die Mannschaft von ROWE Racing ganz oben auf dem Podium und feierte damit den 20. Gesamtsieg von BMW, 50 Jahre nach dem ersten 24h-Rennen und dem BMW Sieg damals. Flankiert wurden die Sieger vom drittplatzierten Team Schnitzer, die ebenfalls mit einem BMW M6 GT3 erfolgreich die Marke aus München repräsentierten. Auch AVIA racing war 2020 mit einem BMW am Start.
Der erste Akt: Samstag 15:30 Uhr bis 22:33 Uhr
Dunkle Wolken hingen schon über der Nürburg als die etwa 100 Autos sich in zwei Gruppen in die Startaufstellung begaben. Bei vielen Teams begann bis zur letzten Sekunde ein Pokerspiel welche Reifen gewählt werden sollten. Im Cockpit des AVIA racing BMW M240i #239 wurden die Stammpiloten Moritz Oberheim (Schermbeck) und Heiko Eichenberg (Fritzlar) verstärkt durch Ivan Berets aus Russland, der sein Debüt beim 24h-Rennen gab.
Oberheim sollte von Position zwei in der Klasse Cup5 den Start fahren. Insgesamt waren sieben BMW M240i im Cup genannt. Als routinierter Pilot brachte er den AVIA racing Boliden schnell auf den ersten Rang, trotz einsetzendem Regen in einigen Abschnitten der Nordschleife und übergab ihn dann an Berets. Dieser konnte die Platzierung ebenfalls behaupten und sogar Boden auf die Verfolger gut machen. Zwischenzeitlich wurde der Regen immer stärker und schon früh legte sich die Dunkelheit über die Eifel.
Nürburgringkenner Eichenberg zeigte dann am Steuer was er zu leisten vermag als gegen 22:00 Uhr zum Starkregen auch noch Nebel aufzog und sich die Unfälle in der düsteren Grünen Hölle häuften. Er fuhr weiter konstante Runden an der Klassenspitze. Die Rennleitung entschied dann zur Sicherheit aller Beteiligten, dass das Rennen um 22:33 Uhr durch die rote Flagge abgebrochen wird. Eichenberg lag in Führung. Um Mitternacht gab Rennleiter Walter Hornung bekannt, dass über die Fortsetzung um 07:00 Uhr am Sonntagmorgen entschieden wird.
AVIA Sorg Rennsport Teamchef Daniel Sorg nach dem Abbruch mit verschmitztem Grinsen: „Heiko Eichenberg hat eben in seinem Stint mit unserem Cup-BMW zwei GT3, jeweils einen Mercedes und BMW, überholt. Das war mega. So kann es weitergehen!“
Der zweite Akt: Sonntag 07:00 Uhr bis 15:30 Uhr
Pünktlich zur angekündigten Uhrzeit gab die Rennleitung bekannt, dass das Rennen ab 08:00 Uhr mit einer Runde hinter dem Safety-Car wieder aufgenommen wird und somit noch 7,5 Stunden Zeitdistanz zu bewältigen. Den Restart von der vordersten Position der Klasse übernahm Ivan Berets. Im Getümmel verlor er den Platz und musste sich auf dem zweiten Rang nach hinten verteidigen, ohne zu viel auf den Führenden zu verlieren. Auch am Rennsonntag gab es wieder häufiger Regenschauer über dem 25,378 Kilometer langen Asphaltband in der Grünen Hölle. Am Rennende sahen noch knapp über 70 Teilnehmer das schwarz-weiß-karierte Tuch. Doch bis dahin war es für das AVIA racing Trio noch ein mühsamer Weg die Position zu halten. Der BMW M240i #239 passierte dann kurz nach 15:30 Uhr ohne Probleme auf dem zweiten Platz die Zielflagge.
Moritz Oberheim nach dem Rennen: „Wir dürfen mit Platz zwei sehr zufrieden sein, denn das Team und meine Fahrerkollegen haben einen super Job gemacht. Die Bedingungen waren schon extrem schwierig, besonders kurz vor dem Abbruch. Ich persönlich war froh über diesen, da es da draußen wirklich nahezu unfahrbar war. Ungünstiger Weise haben wir unseren Vorsprung dadurch jedoch wieder verloren. Zum Rennende gab es dann das erwartete Duell auf Augenhöhe mit dem Cup5 der Konkurrenz. Die Zieldurchfahrt selbst ist immer sehr emotional und natürlich ist der Anspruch immer ein Sieg. Doch unter diesen Gegebenheiten bin ich mit dem zweiten Rang auch sehr zufrieden, dafür möchte ich mich bei allen herzlich bedanken. In drei Wochen greifen wir in der NLS wieder an!“
AVIA Sorg Rennsport Teamchef Daniel Sorg sagte: „Dafür, dass mein Bruder Benjamin für unsere Kunden am Sachsenring ebenfalls erfolgreich im Einsatz war und wir mit einem kleineren Aufgebot 2020 bei den 24h starteten, lief es auf beiden Rennstrecken sehr gut und es war ein super Wochenende. Nicht zu vergessen, dass wir auch in der RCN und der 24h-Classic Einsätze hatten.“ Daniel Sorg betont: „Ich möchte hier dem ganzen Team mein Lob und Dank aussprechen. Ebenso haben unsere Piloten am Steuer super geliefert, auch euch vielen Dank. Unseren Sponsoren und Unterstützern, allen voran AVIA - ohne die die Teilnahme nicht möglich gewesen wäre - ist das Team dankbar. Natürlich vergessen wir auch nicht die extrem harte Arbeit der Marshals und allen Helferinnen und Helfern rund um die Strecke zu würdigen. Denn hätten wir sie nicht, würde sich kein Rad drehen!“
Nur ein AVIA racing Auto?
Bereits Wochen vor dem Termin am letzten September-Wochenende gab die Besatzung des AVIA Clio RS bekannt, dass sie auf eine Teilnahme bei der 2020 Ausgabe des 24h-Rennen verzichten. Das Trio traf die Entscheidung gemeinsam mit Stephan Hauke, dem verantwortlichen für das AVIA Sportmarketing. Clio-Pilot und Teamchef Stephan Epp begründete diese Entscheidung damit, dass der Renault Clio im AVIA Design ein Publikumsliebling ist und für ebendiese Zuschauer fährt und nicht um Gesamtsiege. Da ein sonst üblicher Fankontakt mit besuchen draußen in den Camps oder den Benzingesprächen im Fahrerlager unter den gegebenen Bedingungen nicht möglich war wurde vom Team beschlossen den AVIA Clio RS in der Garage zu lassen und dafür im kommenden Jahr – wenn möglich – wieder tolle und originelle Fanaktionen durchzuführen.
Was kommt als nächstes?
Der AVIA racing BMW M240i und der AVIA Clio RS kommen beim sechsten Saisonlauf von acht Rennen der Nürburgring Langstrecken-Serie, dem 45. DMV Grenzlandrennen am 24. Oktober 2020 wieder zum Einsatz. Hier können beide Rennwagen wieder wertvolle Punkte sammeln, um in ihren Klassen den Meistertitel zu holen.