Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ist nicht nur das größte, sondern auch das schwierigste und herausforderndste Autorennen der Welt. AVIA racing bekam bei der 44. Auflage die Tücken des Langstreckenklassikers voll zu spüren.
Alle AVIA-Fahrzeuge lagen zunächst auf guten Positionen, ehe das Rennen nach knapp einer Stunde abgebrochen wurde. Sintflutartiger Regen und Hagel verwandelte die Rennstrecke innerhalb von Minuten zunächst in eine Rutschbahn und danach in einen großen Parkplatz. Da die Sicherheit der Fahrer nicht mehr gewährleistet war und auf teilweise verschneiter Piste selbst 500 PS starke Rennfahrzeuge nicht mehr die Steigungen auf der Nordschleife hoch kamen, traf Rennleiter Walter Hornung die einzig richtige Entscheidung und stoppte das Rennen mit der Roten Flagge. Trotz zahlreicher Zwischenfälle gab es keine Verletzten.
Nach dem Klassensieg mit dem AVIA Aston Martin 2015 und den Siegen in der VLN war die Hoffnung groß, an die Erfolge anzuknüpfen. Im Qualifikationstraining lief das Auto perfekt. Das Team ging kein Risiko ein, absolvierte acht Runden mit einer schnellsten Zeit von 9.21,828 Minuten und stand damit auf dem besten Startplatz in der Klasse SP10. "Das Auto lief gut, wir sind keine Risiken gegangen und auch keine Top-Zeiten gefahren, um das Auto zu schonen", berichtete Bermes. Nach dem Restart ging es für das Team ohne Probleme weiter. Das Team kämpfte mit einem Porsche Cayman lange um die Führung in der Klasse, bis dann in der Nacht das vorzeitige Aus kam. Preacher verließ gegen 1 Uhr nachts am Schwedenkreuz die Ideallinie, kam mit den Reifen auf den Dreck und schlug links in die Leitplanke ein. Der Fahrer blieb zum Glück unverletzt, das Auto konnte jedoch nach Einschätzung der Boxencrew nicht mehr vor Ort repariert werden. Für ihn und seine Teamkollegen Wolfgang Weber, Norbert Bermes und Marc Hennerici bedeutete dies das Aus.
Auch die Renault Clio-Besatzung Stephan Epp, Gerrit Holthaus, Volker Kühn und Michael Uelwer mussten infolge eines Einschlags alle Hoffnungen auf eine Spitzenplatzierung begraben. Nach 3 Klassensiegen in der VLN war die Mannschaft hoch motiviert, aber noch vor dem ersten Meter im ersten Training schug der Fehlerteufel zu. Bereits im ersten Training am Donnerstag bereitete die Kupplung Probleme. Über Nacht wurden bei Renault neue Teile geholt, doch auch diese brachten im zweiten Training keine Besserung. Die Zeit bis zum Rennen wurde genutzt, um letzte Probleme zu beheben. Der Clio konnte daher nicht in die Startaufstellung rollen und startete aus der Boxengasse nach. Gegen 2 Uhr kam Kühn im Bereich Schwalbenschwanz von der Strecke ab und beschädigte den Clio schwer. Die Mannschaft versuchte noch zu reparieren, doch die Schäden waren zu umfangreich. Lediglich für die letzte Runde am Sonntagnachmittag wurde das Fahrzeug nochmals aktiviert.
Auch der AVIA BMW M235i von Christian Volz, Andre Duve, Oliver Louisoder und Rafael Hundeborn sah nach einem Unfall und langer Reparaturpause dennoch die Zielflagge beim größten Autorennen der Welt. Den Restart hatte Christian Volz gefahren. In seiner letzten Runde kam er bei schwierigen Bedingungen im Bereich Ex Mühle von der Fahrbahn ab und hatte Kontakt mit der Leitplanke. Aufgrund der Reperatur, Folgeschäden und einem Defekt an der Einspritzung stand der BMW bis 07.00 Uhr in der Box, ehe weitere Runden abgespult werden konnten.
„Auch wenn es die Ergebnisse vielleicht nicht widerspiegeln, haben unsere Fahrer und Mechaniker eine Wahnsinns Leistung gezeigt“, sagt Stephan Hauke von AVIA. „Die Bedingungen in diesem Jahr waren eine enorme Herausforderung für alle. Ich danke daher allen Teammitgliedern, die so hart gearbeitet haben. Danke auch an die zahlreichen Fans, Sportwarte und Helfer, die trotz widrigster Bedingungen an der Strecke ausgeharrt haben.“
Die 2016er Ausgabe der 24 Stunden auf dem Nürburgring wird als eine der kuriosesten in Erinnerung bleiben. Die Bilder der schneeweißen und spiegelglatten Nordschleife gingen um die Welt. Auf 2017!
Fotos: Erhardt Szarkacs, Markus Findeisen, Stephan Hauke